Audianer in der weiten Welt – von der Stadt der Flüsse bis zum italienischen Stiefel

2024. 04. 29.

„Ich wollte schon immer erfahren, wie es ist, im Ausland zu arbeiten und welche Herausforderungen das mit sich bringt. Auch der Name Lamborghini war ein Anziehungsfaktor. Ich denke, die Arbeit bei einem erstklassigen Supersportwagenhersteller ist für viele Kfz-Ingenieure ein Traum, und das war es auch für mich.“

Der aus Nyírábrány, einem Grenzdorf in der Nähe von Debrecen stammende Kristóf Tiszamarti studierte an der Audi Hungaria Fakultät für Fahrzeugtechnik der Széchenyi István Universität in Győr und begann seine Laufbahn bei Audi 2015 als Praktikant in der Qualitätssicherung V6 TDI. Ein Projekt mit Lamborghini, das im Jahr 2020 begann, gab ihm die Möglichkeit, seine Berufserfahrung während einer zweijährigen Entsendung in Italien ab 2023 zu erweitern. Nachfolgend findet ihr den Erfahrungsbericht von Kristóf.
Erzähl uns von deinen bisherigen Aufgaben bei Audi Hungaria.

Kristóf Tiszamarti: Als Praktikant wurde ich mit Teilaufgaben der Bauteilverantwortlichen betraut, meine Ingenieurskarriere begann ich aber in der Qualitätssicherung der früheren Serie V8/V10/R5, wo ich für die Teile aller Hochleistungsmotoren verantwortlich war, mein Aufgabenbereich umfasste die Problem- und Fehlerbehebung in der Serie und Lieferantenentwicklung.

Später war ich auch an segmentübergreifenden Qualitätsentwicklungsprojekten beteiligt, und im Jahr 2020 begannen wir an einem noch größeren Projekt zu arbeiten, das damals noch fast allen unbekannt war. Da erhielt ich die Gelegenheit, an einem gemeinsamen Projekt mit Lamborghini zu arbeiten.

Ziel des Projekts war die Produktfreigabe und die Vorserienqualifizierung des selbst entwickelten und gefertigten V12-Motors des Lamborghini-Spitzenmodells Revuelto, der seitdem in Serie ging. Die Aufgabe mussten wir mit den Teams Produkttechnik und Labor/Messraum in Győr durchführen. Wir waren zusammen mit einem Kollegen aus Sant‘Agata, Silvio Biasi, die Fachkoordinatoren des Projekts auf den beiden Seiten.

Meine Hauptaufgabe bestand darin, die Projektarbeit zu leiten, d.h. die Kommunikation und die Aufgabenverteilung zwischen dem Standort in Győr und dem Standort in Sant‘Agata sicherzustellen. Dies erforderte eine völlig neue Sichtweise und die Entwicklung neuer Prozesse, da keine der beiden Seiten zuvor diese Art der Zusammenarbeit praktiziert hatte.

 

Wie kam es zu der Möglichkeit der Entsendung ins Ausland, und warum hast du sie angenommen, was hat dich daran gereizt?

Kristóf Tiszamarti: Im Laufe der Zeit wurde die Projektarbeit auf einen weiteren von Lamborghini entwickelten Motor ausgeweitet, diese wird auch derzeit noch durchgeführt. 2023 schlossen wir den Prozess der Produktfreigabe des V12 erfolgreich ab. Inzwischen sind die Aufträge von Lamborghini zugenommen, und wir überlegten uns bereits Anfang des Jahres, wie wir diese erfolgreiche Zusammenarbeit in einer Weise fortsetzen könnten, die zu Silvios und meinen eigenen Karrierezielen passen würde.

Da wir beide ins Ausland entsendet werden wollten und gute Kontakte zu den Bereichen in den jeweils anderen Seiten hatten, haben wir uns im Grunde einen Tausch ausgedacht. Mit Unterstützung unserer Führungskräfte und der HR-Bereiche wurde ein Abstimmungsprozess eingeleitet, und als dieser abgeschlossen war, konnte ich im Sommer den neuen Vertrag unterzeichnen. Ab September fand der Umzug statt und ich fand mich plötzlich in Italien wieder.

Ich wollte schon immer wissen, wie es ist, im Ausland zu arbeiten und welche Herausforderungen das mit sich bringt. Auch der Name Lamborghini war ein Anziehungsfaktor. Ich denke, die Arbeit bei einem erstklassigen Supersportwagenhersteller ist für viele Kfz-Ingenieure ein Traum, und das war es auch für mich.

Was sind derzeit deine täglichen Aufgaben?

Kristóf Tiszamarti: Ich habe im Grunde die Aufgaben von Silvio übernommen, bin also für die Qualität des V12-Motors des Revuelto zuständig. Die Struktur hier unterscheidet sich ein wenig von der in Győr, daher bin ich für alle Motorenkomponenten sowohl in der Vorserie als auch in der Serie zuständig.

Meine Hauptaufgaben in der Vorserie sind die Umsetzung von Änderungen zur Qualitätsverbesserung, die Produkt- und Prozessoptimierung mit den Lieferanten und die Durchführung der Produktfreigabe mit nachfolgenden Modellvarianten. In der Serie bin ich für die Behebung kritischer Mängeln und Beanstandungen und für die darauf folgende Entwicklung und Freigabe von Korrekturmaßnahmen mit den Lieferanten zuständig.

 

Wie ist dein Verhältnis zu deinen Kollegen in Italien?

Kristóf Tiszamarti: Sehr gut, zum Glück. Ich kannte einige von ihnen schon von früher, es war also kein völlig fremdes Gebiet. Die meisten im Team sind junge, tatkräftige und freundliche Leute in meinem Alter, ich wurde sehr herzlich aufgenommen und wir treffen uns auch außerhalb der Arbeit. Wir waren zum Beispiel zusammen klettern, aber auch im Fitnessstudio und natürlich gelegentlich bei einem Aperitivo oder einer Pizza.

Worin siehst du die größten Unterschiede zwischen der Arbeitsplatzkultur hier und dort?

Kristóf Tiszamarti: Das erste, was mir auffiel, war, dass die Arbeitstage länger sind. Hier ist es nicht ungewöhnlich, dass die Kollegen bis 18-19 Uhr am Arbeitsplatz sind, dafür fangen sie aber natürlich auch etwas später, zwischen 8-9 Uhr an.

Ich habe das Gefühl, dass die zwischenmenschlichen Beziehungen bei der Arbeit hier eine größere Rolle spielen, als zu Hause. Um mit den Dingen voranzukommen, ist es gut, ein gutes Verhältnis zu den verschiedenen Bereichen zu haben, und zu wissen, an wen man sich mit einer bestimmten Frage wenden kann.

Das ist auch deshalb wichtig, weil die Hierarchie hier eine stärkere Rolle spielt, was anfangs etwas ungewohnt ist, dafür sind die Aufgaben transparenter. Da es sich im Vergleich zu Audi um ein kleines Unternehmen handelt, ist die Verteilung der Zuständigkeiten völlig anders, die Rollen der Mitarbeitenden ist vielfältiger, woran man sich auch erst einmal gewöhnen muss.

Was mir hier sehr gut gefällt, ist, dass das Mittagessen und die Kaffeepause ein echtes gesellschaftliches Ereignis sind, das Team geht immer gemeinsam zum Mittagessen und es wird dabei nicht über die Arbeit gesprochen. In der Mittagspause wird sozusagen „ausgeloggt“, und es herrscht eine tolle Atmosphäre.

 

Mit wem lebst du in Italien zusammen und wie verbringt ihr eure Freizeit?

Kristóf Tiszamarti: Meine Frau ist zu mir gezogen, so dass wir uns hier zum Glück aufeinander verlassen können, was ein großes Plus ist.

Während ich alleine hier lebte, habe ich die Berge rund um Bologna erkundet, wo es viele Möglichkeiten für Sport und Wandern gibt. Hier befindet sich auch die berühmte Basilika San Luca, die auf einer Anhöhe außerhalb des Stadtzentrums liegt.
Auch in der Umgebung gibt es viele Sehenswürdigkeiten. Wir fuhren nach Parma, um Schinken und Käse zu probieren, besuchten das Ferrari-Museum in Maranello, um zu sehen, was die Konkurrenz zu bieten hat, und erkundeten auch die Stadt Ravenna, die für ihre Kirchen mit Mosaiken berühmt ist.

Skifahren ist für die Italiener im Winter ein Muss, deshalb haben wir auch mehrere Skipisten ausprobiert. Für mich ist das eine völlig neue Sportart, da ich erst seit letztem Jahr Snowboard fahre.

Und im Sommer 2023 hatten wir durch einen Kollegen auch die Gelegenheit, einer Hochzeit in der Toskana wie im Kino beizuwohnen.

 

 

 

Was vermisst du am meisten an deinem Zuhause? Wie oft kommst du nach Hause?

Kristóf Tiszamarti: Ich mag die Großstadtatmosphäre, deshalb hätte ich nicht gedacht, dass ich die Ruhe und Ordnung in Győr vermissen würde, aber ich habe schon ein bisschen Heimweh.

Was ich am meisten vermisse, sind meine Freunde und meine Familie und die Möglichkeit, meine Erfahrungen hier mit ihnen zu teilen.

Da ich sowohl essen als auch kochen mag, werde ich manchmal verrückt nach Quarknudeln, einem guten Rindergulasch oder einer ungarischen Wurst, aber leider gibt es hier nur wenige ungarische Zutaten.

Wir können alle zwei oder drei Monate nach Hause fahren. Es gibt immer einen Feiertag oder ein langes Wochenende, das wir dafür ausnutzen. Aber im Frühjahr und Sommer werden wir eher Ausflüge und Reisen machen.

 

Was sind deiner Meinung nach die persönlichen/fachlichen Eigenschaften, die dafür unerlässlich sind, dass man während einer Entsendung zurechtkommt?

Kristóf Tiszamarti: Ich denke, man muss offen sein und Verständnis für fremde Kulturen haben. Man muss akzeptieren, dass nicht alle seine Arbeitsmethoden oder Kommunikationsgewohnheiten am neuen Ort funktionieren werden, da die Kollegen anders denken. Daher ist auch Anpassungsfähigkeit wichtig, man muss sich an die Bedürfnisse, den Arbeits- und Kommunikationsstil hier anpassen. Wenn all das klappt, wird man in der Lage sein, den technischen Ansatz und das Wissen, die man mitbringt, zu nutzen.

Wenn man schon weiß, wie man dieses Wissen nutzen kann, ist die nächste wichtige Fähigkeit, die man beherrschen muss, Prioritäten zu setzen. Hier gibt es keinen Leerlauf, man muss also von den hundert wichtigen Themen das dringendste auswählen bzw. die Aufgaben delegieren, die von den unterstützenden Bereichen erledigt werden können.

Kurz und bündig: Man sollte für Veränderungen offen sein, die Kollegen und die eigenen Themen konsequent managen und bei der Problemlösung eine deutsche, analytische Denkweise anwenden.

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