Audianer in der weiten Welt - Verantwortung, Freiheit und berufliche Herausforderungen in China

2024. 08. 23.

„Für mich gibt es zwei Antriebe: die Möglichkeit, etwas Neues zu lernen und das Leben von Verantwortung. Herausforderungen und die Suche nach Lösungen motivieren mich. Das hat immer den Reiz für mich, ob ich es wohl schaffe.
Außerdem bin ich davon überzeugt, dass mit der Verantwortung Freiheit einhergeht, die für das Wachstum unerlässlich ist. Ich genieße es, einen Einfluss zu haben und Neues zu schaffen. Das geht einfach nicht, ohne Verantwortung zu übernehmen.“

Unser Kollege Dániel Weisz kam vor 13 Jahren zu uns nach Győr, wo er nicht nur für sich und seine Familie einen Perfekt Ort, um sich niederzulassen, sondern auch die beruflichen Herausforderungen gefunden hat.

Beim Lesen des folgenden Interviews könnt ihr einen Einblick in die Kultur Chinas bekommen und die spannenden Karrierewege von Dani kennenlernen sowie mehr über die Details zu seiner Entsendung nach Changchun erfahren.

Erzähl uns von deinen bisherigen Erfahrungen bei Audi Hungaria.

Dániel Weisz: Audi traf ich das erste Mal 2011 bei einer Jobbörse der TU. Ich suchte nach einem Praktikumsplatz, an dem ich meine Diplomarbeit schreiben kann. Nach meiner erfolgreichen Bewerbung begann ich meine 13-jährige Karriere bei Audi Hungaria, zunächst als Praktikant in der Bauplanung für das Bauprojekt des Automobilwerks. Diese anderthalb Jahre waren eines der bedeutendsten Erlebnisse meiner Karriere, denn ich konnte dabei sein, als das neue Fabrik errichtet wurde.

Zum Ende des Projekts stärkte ich das allgemeine Planungsteam bereits als Planungsingenieur und erhielt nach den Erfahrungen im Fahrzeugwerk auch Einblicke in die Funktionsweise der Antriebproduktion. 2016 führte mein Weg zurück in das Fahrzeugwerk, als ich in die Geheimnisse der Ausrüstungsanlagenplanung eintauchte und für die Gestaltung der Fördertechnik im Fahrzeugwerk verantwortlich war. Neben verschiedenen Umstrukturierungen war ich außerdem Teil der Einführung des Audi Q3, das ebenfalls eine ewige Erinnerung bleiben wird.

2019 kehrte ich für kurze Zeit in das Motorenwerk zurück, in dem ich an einem Projekt zu strukturellen Änderungen an den Förderlinien für die Produktion der neuen PPE-Antriebe beteiligt war. Hier kam ich mit Elektromobilität in Kontakt.

2022 suchte ich nach neuen Herausforderungen und stieß dabei auf die Pläne für das neue Werk, das in Changchun auf der Basis der PPE-Plattform errichtet werden sollte. Da das Werkausbauprojekt vielleicht die entscheidenste Phase meiner Karriere bei dem Unternehmen war, war es gar keine Frage, dass ich mich für die freie Stelle im Bereich der Fördertechnikplanung bewarb. Als Ergebnis dessen bin ich seit September 2022 Teil des Fertigungsplanungsteams in dem Projekt. Zu Beginn war ich als Projektleiter für nahezu die Hälfte der Fördersysteme des Montagewerks verantwortlich und seit Anfang März 2023 überwache ich den Installations- und Inbetriebnahmeprozess in China.

 

Was hat dich an der Auslandsentsendung gereizt?

D.W.: Als Kind war ich mit der Familie viel auf Reisen und ich mochte es schon immer, neue Regionen zu erkunden. Außerdem arbeitete ich in meinen Studienjahren in den Sommersemesterferien einmal in der USA. Das war der beste Sommer meiner Jugendzeit, deshalb war ich einem Job im Ausland nicht abgeneigt.

Natürlich ist es auch beruflich eine ausgezeichnete Herausforderung, innerhalb einer ganz anderen Kultur zu arbeiten. Außerdem ist es auch für meine Familie eine große Chance, was ein wichtiger Aspekt beim Fällen der Entscheidung gewesen war.

Meine Kinder gehen in eine internationale Schule, in die Kinder aus allen Ländern der Erde gehen. Sie erleben dort einen Ansatz, der sie hoffentlich ihr ganzes Leben lang begleiten wird: offen für neue Erfahrungen zu sein, neugierig auf andere Kulturen und mutig in unsicheren Situationen.

Ein Teil bei der Realisierung eines neuen Werks zu sein, ist kein alltägliches Erlebnis. Ich werde nie vergessen, wie ich bei den Vorbereitungen zum Richtfest des Győrer Fahrzeugwerks mit meinem damaligen Vorstehenden auf dem Dach des Gebäudes herumlief und er dann von einem hohen Punkt sich umschauend mit Stolz in seiner Stimme sagte: „Dani, wir sind Teil eines Projekts, das sich meistens nur einmal im Leben eines Menschen ergibt: Wir dürfen ein neues Werk bauen.“ Ich freue mich sehr, dass ich dieses erhebende Gefühl noch einmal erleben darf.

 

Wo arbeitest du gerade und was sind deine alltäglichen Aufgaben?

D.W.: In Changchun bin ich in der Abteilung für die Montageplanung der Fertigungsplanungsabteilung der AUDI-FAW NEV Co. Mitglied des Fördertechnikplanungsteams. Ich war in der Konstruktionsphase als Projektleiter von 3 Teilprojekten von Fördertechnik beteiligt. Es war eine aufregende Zeit, in der ich - Sprachbarrieren überwindend - mit den chinesischen Auftragnehmern daran arbeitete, technische Lösungen zu entwickeln, die ich dann ab meiner Ankunft vor Ort beaufsichtigen konnte. Momentan sind wir in der Vorserienphase, in der unsere Anlagen optimiert werden und wir uns darauf vorbereiten, diese bald dem Betrieb zu übergeben.

Zwischendurch habe ich auch Einblicke in die Koordination des gesamten Planungsteams für die Fördertechnik bekommen und seit August kommt noch die Koordination der Batteriemontageprojekte in Zusammenarbeit mit einem chinesischen Kollegen dazu.

 

Wie ist deine Beziehung zu deinen dortigen Kollegen?

D.W.: Ich kann getrost sagen: sehr gut. Sie sind sehr freundlich und hilfsbereit und ihre Erfahrungen sind für mich beeindruckend. Ich habe einen Kollegen, der bereits drei Werke gebaut hat, bevor er zu dem Unternehmen gekommen ist. Dadurch bringt er tiefgreifendes berufliches Wissen mit sich. Ich habe den Eindruck, dass ich ihnen durch unsere osteuropäische Vergangenheit auch kulturell näher stehe und ab und an fungiere ich wie eine Art Verbindungsglied zwischen ihnen und den deutschen Kollegen.

 
Was denkst du: Was sind die größten Unterschiede in der Arbeitsplatzkultur dort und hier?

D.W.: Meine Erfahrungen sind, dass sie nicht so einen hohen Wert auf standardisierte Lösungen legen wie wir. Sie bemühen sich darum, dass das System, das wir aufgebaut haben, in Gang kommt und dann irgendwie weiterläuft, aber es geht ihnen weniger darum, dass es transparent, später leicht zu ändern, effizient und stabil ist. Ich denke, dass wir als Entsandte einen großen Einfluss auf diese Sichtweise haben. Gleichzeitig habe auch ich sehr viel von ihnen gelernt, darüber, wie wichtig es ist, dass der Mensch neugierig und fleißig ist. Wenn es ein klares Ziel gibt, arbeiten sie ausdauernd und unermüdlich daran.

 

Mit wem bist du nach China gereist und wie verbringt ihr eure Freizeit?

D.W.: Ich trat die Reise mit meiner Frau, meiner jetzt 12-jährigen Tochter und meinem 9-jährigen Sohn an.

Da sich der Alltag meist um die Arbeit dreht, gehört das Wochenende hauptsächlich der Familie. Dann haben wir Zeit, uns ein wenig auszuruhen, zu spielen bzw. gehören Kochen und Brotbacken zu meinen Hobbys. In der Nähe unseres Wohnparks gibt es einen großen See und einen gepflegten Park, in dem wir oft spazieren gehen. Den Urlaub verwenden wir dazu, von China aus den umliegenden Ländern zu besuchen. Auch in China selbst haben wir schon mehrere Großstädte von Peking über Shanghai bis hin zu Shenzhen und Hongkong besucht, doch wir erkundeten auch das ländliche China und sahen so wunderschöne Orte wie Yangshuo oder Yanjin. Das Land hat so viele unglaubliche Gesichter, es gibt aufgrund seiner Größe und seiner jahrtausendealten Geschichte so viel zu entdecken, dass selbst zwei Entsendungen nicht ausreichen würden, um alles zu sehen.

Außerdem sind Orte, die von Ungarn aus gesehen als weit entfernt und exotisch gelten, wie Südkorea, Japan oder die Philippinen von hier aus in erreichbarer Nähe.

Die erinnerungswürdigsten Erlebnisse waren für uns die wunderschönen Berge von Yangshuo, die pulsierende Atmosphäre von Hongkong und die moderne Stadt Seoul, die fernöstliche und westliche Kultur miteinander verbindet.

               

Man muss auch die in Changchun lebende, mehr als 20 Personen umfassende ungarische Gemeinschaft erwähnen, von der wir bereits vor unserer Ankunft sehr viel Unterstützung erfahren haben. Eine dort lebende Familie hat uns sehr bei unseren während den Vorbereitungen auftretenden Fragen und der Orientierung geholfen, eine andere überraschte uns nach unserem Eintreffen mit einem kleinen Paket. Sie zeigten uns den Wohnpark, erzählten uns die wichtigsten Dinge und halfen uns somit beim Start in das hiesige Leben.

Es ist ein riesiges Erlebnis, wenn wir ca. aller zwei Monate zusammenkommen und ein Gulasch kochen oder Pizza backen. Dann kommen der von zu Hause mitgebrachte Palinka und das Unicum auf den Tisch - und natürlich gibt es auch ungarische Musik. Auch Weihnachten feierten wir wie zu Hause: Wir kochten Fischsuppe und feierten den ganzen Abend. Manchmal reisen wir zusammen am Wochenende zu nahegelegenen Sehenswürdigkeiten. Auf diese Weise ist ein Stück Heimat immer mit dabei, denn es sind dabei echte Freundschaften entstanden.

               

 
Was fehlt dir am meisten von den Dingen zu Hause und wie oft fahrt ihr heim?

D.W.: Am meisten fehlen mir diverse Speisen: Topfen, hausgemachte Räucherwurst, ein gutes ungarisches Frühstück sowie den vertrauten Duft von frischem Gebäck und der Feinkosttheke in den Lebensmittelgeschäften. Und natürlich der Teil der Familie, der zu Hause geblieben ist und unsere Freunde.

In den vergangenen anderthalb Jahren waren wir zwei Mal für je 1 Woche zu Hause, aber nicht zur Erholung, sondern im Auftrag unserer Arbeitgeber. Das erste Mal war ich nach einem Jahr zu Hause.

 

Was sind deiner Meinung nach die persönlichen/fachlichen Eigenschaften, die dafür unerlässlich sind, dass man während einer Entsendung zurechtkommt?

D.W.: Ich würde zwei Dinge hervorheben: Mut und eine positive Lebenseinstellung.

Mut braucht es deshalb, weil es einen Umzug ans andere Ende der Welt bedeutet, dass man mit viel Unbekanntem konfrontiert wird, z. B. mit einer Menge Papierkram, einer neuen Kultur, einem neuen Lebensumfeld, einem neuen Arbeitsplatz und neuen Kollegen, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass der Umzug die Familie völlig aus ihrer gewohnten Umgebung bringt. All das führt natürlich zu Unsicherheit und um diese zu überwinden, braucht es Mut.

Auch die vollkommen anderen Essensgewohnheiten sollte man nicht vergessen! Manchmal muss man mutig sein, damit man nicht den ganzen Tag hungrig durcharbeiten muss. Die chinesische Küche ist unglaublich lecker und ganz anders als das, was man von den Küchen der Heimat so gewohnt ist.

Der andere unerlässliche Faktor ist eine positive Lebenseinstellung. In all diesen Unsicherheiten muss man auch das Gute sehen können, denn das ist immer vorhanden. Das hilft, eine Stabilität zu entwickeln - auch in den anstrengendsten Situationen.

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