2025. 02. 20.
Wenn man wegen der Arbeit in ein anderes Land zieht, tauchen viele Fragen auf: Wie wird die neue Umgebung sein? Wie wird man im Alltag zurechtkommen? Lohnt sich der Wechsel?
Für Gyula Oroszlán ist die Antwort klar: Ja! Seit zwei Jahren arbeitet er in Mexiko, und diese Zeit hat nicht nur seine berufliche Entwicklung gefördert, sondern ihm auch viele neue Erlebnisse gebracht. Wie hat sich sein Denken verändert? Wie hat sich seine Karriere entwickelt? Und welche Erfahrungen würde er mit denen teilen, die über einen ähnlichen Schritt nachdenken?
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Gyula Oroszlán: Es ist schwierig, eine Sache hervorzuheben. Ich bin zum Beispiel stolz darauf, an der Bearbeitungslinie in dem größten Motorenwerk der Welt gearbeitet zu haben, wo wir das Kurbelgehäuse für einen der meistproduzierten Motoren der Welt gefertigt haben. Obwohl der Motor, der in einer Reihe von Fahrzeugtypen innerhalb des VW-Konzerns eingebaut wird, an mehreren Standorten gefertigt wird, spielt Győr als Typführer eine führende Rolle bei der Fertigung des Produkts. Da alle Änderungen am Motor hier eingeführt und die gewonnenen Erfahrungen mit den anderen Fertigungsorten geteilt wurden, konnte ich an einer Reihe von komplexen und spannenden Projekten mitwirken. Da es um ein vorrangiges Produkt ging, wurde die Fertigungslinie bevorzugt, was die Durchführung umfangreicher Wartungsarbeiten, die Installation neuer Anlagen und die Einführung neuer Methoden betrifft. Die erfolgreiche Umsetzung all dieser Maßnahmen erforderte von allen Beteiligten ein hohes Maß an Professionalismus. Um eine kontinuierliche Produktion und Qualität zu gewährleisten, war und ist aufgrund des Volumens im Arbeitsalltag ein sehr diszipliniertes, verantwortungsvolles und gut strukturiertes Arbeiten erforderlich.
Ich möchte auch hervorheben, dass ich als fachlicher Vertreter meiner damaligen Führungskraft öfters die Gelegenheiten hatte, meine Flügel in Führungsrollen auszubreiten. Bis heute blicke ich mit Freude auf die vier Monate zurück, als ich die Linie übernommen konnte. Es war eine sehr aufregende und herausfordernde Gelegenheit, die viel zu meiner Entwicklung beigetragen hat.
Ich bin auch stolz darauf, dass wir den 22-stündigen Flug nach Mexiko mit unserem 3 Monate alten Sohn geschafft haben. Doch im Ernst: Ich bin wirklich sehr glücklich, dass wir diese außergewöhnliche Entsendung mit meiner Familie machen können. Eine derart große Veränderung ist an sich schon eine große Herausforderung, aber wenn man dann noch ein Kind dazu bekommt, wird es zu einem Abenteuer im positivsten Sinne des Wortes.
GYO: Die Suche nach neuen Herausforderungen – und ihre Lösung im Team. Ich mag es, gemeinsam herausfordernden Aufgaben nachzugehen, sie zu analysieren und dann die bestmöglichen, langfristig tragfähigen Lösungen und Prozesse zu entwickeln. Wenn ich an meine vorherige Stelle zurückdenke, ist es auch sehr motivierend zu wissen, dass der Motor, an deren Fertigung ich mitgewirkt habe, zahlreiche Kunden auf der ganzen Welt erreicht(e).
GYO: Obwohl für mich vor allem die deutsche Richtung anreizend war, war ich schon immer an einer Entsendung ins Ausland interessiert. Je größer der Wechsel (Standort, Land, Marke, Sprache, Stelle usw.), desto besser.
Mexiko kam bei mir ins Bild, weil der Motor EA888 auch in Silao gefertigt wird. Wir haben eine enge Beziehung zu ihnen, und dabei findet ein regelmäßiger Wissenstransfer statt. Und weil sie Unterstützung vor Ort brauchten, boten meine Führungskräfte mir diese Möglichkeit an. Der Wechsel kam für meinen persönlichen Karriereweg günstig und lag ebenfalls im Interesse des Konzerns. Ich habe auch mit meiner Partnerin darüber gesprochen, uns sie stand der Idee sehr aufgeschlossen gegenüber. So kam ich natürlich mit ihr in Mexiko an, und zu unserer Freude wurde während der Entsendung unser erster Sohn geboren.
GYO: Mich hat die Möglichkeit gereizt, eine ganz neue Kultur kennenzulernen. Außerdem wollte ich wissen, wie ich mich in einer mir völlig unbekannten Umgebung integrieren und als Person wachsen kann. Es war sehr spannend, ein Land mit einer so faszinierenden Kultur kennen zu lernen. Ich bin zwar nicht polyglott, aber ich liebe Fremdsprachen, und so war die Möglichkeit, neben Englisch und Deutsch, vor Ort auch Spanisch zu lernen, sehr attraktiv. Ich vertrete auch die Meinung, dass das Erlernen einer Sprache der beste Weg ist, eine Kultur kennen zu lernen.
GYO: Meine Aufgabe im mexikanischen Motorenwerk ist die Fertigungsunterstützung. Dabei geht es darum, Prozesse, die sich in Győr bewährt haben, zu implementieren, akute Fälle zu behandeln, langfristige Maßnahmen für diese einzuleiten, die Maschinenverfügbarkeit sicherzustellen – und natürlich das richtige Volumen und die richtige Qualität zu erreichen. Ein konkretes Beispiel ist die Unterstützung bei der Integration des Typs EVO5, die hier noch im Gange ist. Es ist sehr spannend, mit den mexikanischen Kollegen und den Expats zusammenzuarbeiten. Wir haben hier Expats aus Deutschland, Polen, der Tschechischen Republik, Indien und Brasilien, es ist also ein recht buntes Team. Eine echte interkulturelle Erfahrung! Es ist auch eine großartige Gelegenheit zu lernen, wie wir trotz unterschiedlicher kultureller Hintergründe eine gemeinsame Basis finden und unsere Ziele gemeinsam erreichen können.
GYO: Aufgrund der mexikanischen Kultur sind sie direkt und offen, was einer der Gründe dafür ist, dass ich zu vielen Mitarbeitenden eine sehr gute Beziehung aufbauen konnte. Sie legen Wert auf das gemeinsam Erlebte, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Werks. Das Erreichen von Meilensteinen bei der Arbeit ist ebenso wichtig wie das Feiern von Geburtstagen und privaten Erfolgen oder auch ein gemeinsames Mittagessen. Die Anwesenheit bei diesen Ereignissen ist fast schon Pflicht, damit man ihr Vertrauen gewinnt und sich so schnell wie möglich integriert. Und bei einem guten mexikanischen Tequila werden schnell Freundschaften geschlossen. Auch die Expats halten sehr gut zusammen. Das Team hier ist relativ klein, wir sind nicht mehr als 15 Mitarbeitende in dem ganzen Werk. Jeder weiß über jeden Bescheid und hat Verständnis füreinander. Wir sind hier drei Expats von Audi Ungarn.
GYO: Hier gibt es eine lockerere und flachere Hierarchie in der Organisationsstruktur, so dass es einfacher ist, höhere Führungsebenen zu erreichen. Persönliche Beziehungen sind hier wichtig, so dass es für sie zum Beispiel sehr schwierig war, Abstand in der Covid-Zeit zu halten. Sehr oft berühren und umarmen sie sich. Das ist nicht besonders typisch für uns. Es ist oft einfacher und schneller, persönlich nach Informationen zu fragen als per E-Mail oder Telefon. Sie organisieren sich gerne in Gruppen und arbeiten zusammen. Für sie ist es auch wichtig, kleine Erfolge zu feiern, die wir in der Hektik des Tages vielleicht übersehen würden. Dabei würde es sich lohnen, manchmal einen Moment innezuhalten und auch kleine Erfolge zu würdigen. Die Mexikaner sind ein sehr religiöses Volk. In dem Werk gibt es an mehreren Stellen Kruzifixe.
Es war sehr spektakulär und berührend zu sehen, wie am Tag der Toten die einzelnen Geschäftsbereiche Altäre zu Ehren ihrer Toten errichteten. Ein ungewöhnlicher, aber sehr interessanter Anblick in einem Motorenwerk.
GYO: Man sollte offen für Neues sein! Für neue Menschen, für neue Kulturen, für neue Prozesse, für eine neue Mentalität, für eine neue Einstellung. Neben Toleranz und Geduld sollte man verstehen wollen, warum Menschen anders denken oder handeln. Man braucht Neugierde und Interesse! Und noch etwas: Man muss die Komfortzone verlassen! Und man sollte die Entsendung als eine einmalige Gelegenheit betrachten, die jeweilige Kultur und das jeweilige Land von innen kennen zu lernen. Eine Entsendung nach Übersee bedeutet natürlich eine große räumliche und zeitliche Entfernung von zu Hause. Man kann nicht einfach für das Wochenende nach Hause fahren. Wegen des Zeitverschiebung von 7–8 Stunden hat selbst ein einfacher Telefonanruf nach Hause einen anderen Klang. Außerdem muss ich erwähnen, dass die Erledigung bürokratischer Angelegenheiten zu Hause ebenfalls eine komplexe Aufgabe ist. Daher ist Resilienz (die Fähigkeit, Hindernisse und schwierige Lebenssituationen mental zu bewältigen) eine Qualität, die man haben sollte. Eines ist aber sicher: Expats können auf spektakuläre Weise diese Fähigkeit entwickeln.
GYO: Es ist eine nicht alltägliche Gelegenheit, Amerika besser kennen zu lernen. Natürlich haben wir die beliebtesten touristischen Sehenswürdigkeiten in Mexiko besucht, diese befinden sich typischerweise auf der Halbinsel Yucatán, wie zum Beispiel Tulum, Cancún, Chichen Itza.
Aber am einprägsamsten waren die Pyramiden in Kalakmul. Vom Eingang aus mussten wir noch 60 Kilometer in den Dschungel fahren, um das Bauwerk zu erreichen, das eine der wenigen Pyramiden ist, die noch bestiegen werden können.
Darüber hinaus waren wir auch in Mexiko-Stadt, Puebla und Puerto Vallarta an der Pazifikküste. Es war eine nie wiederkehrende Gelegenheit, Bereiche Mexikos zu sehen, die man als Tourist nicht besuchen würde, die aber einerseits sehr schön sind, andererseits viel über die lokale Kultur verraten. Wir erkunden auch gerne die mexikanische Küche, die sehr aufregend, farbenfroh und köstlich ist.
Wir haben auch Guatemala besucht, aber ich habe auch jede Minute meines Besuchs in der NASA-Zentrale in Houston, USA, genossen. Ich liebe Hochgebirgswanderungen, was hier besonders von Vorteil ist, da Mexiko viele Berge, darunter mehrere 5000er, hat. Es wäre ein großer Meilenstein für mich, diese Höhe zu überwinden... Das würde ich gerne noch tun.
GYO: Die Familie, die Freunde und das ungarische Essen. Was die Arbeit betrifft, so vermisse ich die bereits etablierten Prozesse von zu Hause, den stark prozessorientierten Ansatz und die strukturierte Arbeitsweise, an die ich von zu Hause gewöhnt bin.
GYO: Ich war bisher zweimal zu Hause. Das erste Mal wegen der Geburt meines Sohnes. Das zweite Mal, als er bereits stark genug war, um nach Hause zu fahren. Danach sind wir zu dritt zurück nach Mexiko geflogen.
GYO: Ich habe keine Verlängerung geplant, ich würde gerne zu Hause die bereits begonnene Entwicklung als Führungskraft fortsetzen. Aber wenn ich in die ferne Zukunft blicke, dann... Sag niemals nie.
Wenn man über die Arbeit hinausblickt, gibt es Aspekte, die Mexiko attraktiv machen, so zum Beispiel der Lebensstil, das Wetter, der Tourismus oder auch die Speisen. Es gibt aber auch kritische Aspekte, wie die öffentliche Sicherheit oder der Verkehr, die sich grundlegend von dem unterscheiden, was wir in Europa gewohnt sind. An diese würde ich mich im Alltag nicht gewöhnen können.
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