Audianer in der weiten Welt – Zsuzsanna Tóth

2025. 10. 28.

Wenn nicht jetzt, wann dann? Entsendung am Horizont. Die Geschichte von Zsuzsanna Tóth begann bei Audi Hungaria und wird nach über 25 Jahren Entwicklung, neuen Rollen und kontinuierlichem Lernen nun auf internationaler Ebene fortgeschrieben. Ihr Weg führte von Győr nach Ingolstadt, wo sie heute im IT-Security-Team der AUDI AG arbeitet.

Wann und wie bist du zu Audi Hungaria gekommen?

Ich arbeitete damals Teilzeit in einem Reisebüro, als ich mich auf eine Logistikstelle bei Audi Hungaria bewarb. Das Fachgebiet Logistik hätte gut zu meinem BWL-Studium gepasst, aber meine Deutschkenntnisse waren damals noch nicht auf einem ausreichenden Niveau. Deshalb verbrachte ich das nächste Jahr mit einem Intensivsprachkurs, und so wurde ich im Februar 1999 eingestellt und konnte meine Karriere bei Audi Hungaria beginnen. Ich erinnere mich noch lebhaft an das mehrstufige Auswahlverfahren und den Einstellungstag, an dem wir wirklich sehr viele neue Kolleginnen und Kollegen waren.
 

In welchem Bereich hast du in unserem Unternehmen gearbeitet? Was waren deine täglichen Aufgaben und Verantwortungsbereiche?

Ich begann in der Logistikplanung, wo meine Aufgabe die Unterstützung der logistischen Systeme im Zusammenhang mit der damals erst ein Jahr laufenden Fahrzeugproduktion in Győr war, insbesondere in Bezug auf die Stücklisten. Bis heute erinnere ich mich gerne an diese Zeit zurück, denn die Nähe zur Produktion bedeutete besonders interessante und abwechslungsreiche Aufgaben, bei denen analytische Fähigkeiten wirklich gefragt waren. Nach der Geburt meines zweiten Sohnes kehrte ich nach anderthalb Jahren Pause 2002 als Mitglied des Logistikprojektteams zum Unternehmen zurück, und zwar zum Gemini-Projekt. Das war eine äußerst komplexe, drei Jahre dauernde Aufgabe, deren Ziel die Einführung des SAP-Unternehmenssteuerungssystems war. Alle Unternehmensprozesse mussten in einem neuen System abgebildet und ein reibungsloser Übergang sichergestellt werden. Das war eine sehr spannende Aufgabe. Nach Abschluss des Projekts arbeiteten wir grundsätzlich weiter im IT-Bereich als SAP-Team zur Unterstützung der verschiedenen Fachbereiche. In dieser Zeit hatte ich die Gelegenheit, mehrere SAP-Module kennenzulernen – nicht nur jene, die direkt mit der Logistik verbunden waren, sondern auch die Finanz- und Controlling-Module. In den darauffolgenden Jahren arbeitete ich im SAP-BI (Business Intelligence) Team, eine sehr wertvolle und lehrreiche Zeit, an die ich bis heute mit Freude zurückdenke. Von den abwechslungsreichen Aufgaben hat mir die Entwicklung und der Betrieb von Datenmodellen und Reports am meisten Spaß gemacht. Später übernahm ich die Koordination von IT-Projekten, parallel dazu wurden Aufgaben zur Weiterentwicklung von Prozessen und Methoden sowie zur Qualitätssicherung immer wichtiger. Von dieser Zeit an war ich viele Jahre als Qualitäts- und Prozessbeauftragte tätig, was ich ebenfalls sehr gerne gemacht habe.
 

Worauf bist du in deiner Karriere am meisten stolz?

Darauf, dass ich im Laufe meiner Karriere viele verschiedene Erfahrungen und spezielles Wissen sammeln konnte, die schön aufeinander aufbauten, sich ergänzten und gegenseitig stärkten. Bei Audi Hungaria halte ich es für einen besonderen Vorteil, auf vorhandenes Wissen aufbauen zu können und innerhalb des Unternehmens auch andere Bereiche auszuprobieren, dabei neues Wissen zu erwerben und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Ein gewisser Stolz erfüllt mich auch, dass der Name des damaligen, „alles abdeckenden“ Portals - Horizont Portal - von mir stammt. Vielleicht fällt mir das deshalb spontan ein, weil dieses Projekt damals wirklich als Pionierarbeit galt und das gesamte BI-Team mit großer Begeisterung und Zusammenhalt daran gearbeitet hat, jeder hat seinen Teil dazu beigetragen.
 

Was motiviert dich in deiner Arbeit am meisten?

Als aufgabenorientierter Mensch vertiefe ich mich immer gerne in das aktuelle Projekt, besonders wenn es Herausforderungen und Neues mit sich bringt und es nicht nur um Routineaufgaben geht. Ich tauche gerne in die Aufgaben ein, analysiere sie und suche dabei immer nach Wegen, wie man alles noch besser und effizienter machen könnte. Nicht umsonst war ich lange Zeit KVP*-Koordinatorin, diese Denkweise war für mich immer und überall prägend.

*Kontinuierlicher Verbesserungsprozess

 

Woher kam die Möglichkeit zur Auslandentsendung?

Anfang 2022 wurde im Bereich IT-Security in Ingolstadt eine Stelle ausgeschrieben, die meiner Meinung nach sehr gut zu meinen bisherigen Erfahrungen passte, denn es wurde gerade ein Mitarbeiter im Bereich Portfolio- und Prozessmanagement gesucht. Außerdem kam die Möglichkeit zum richtigen Zeitpunkt, die Kinder waren schon erwachsen, also dachte ich: Wann, wenn nicht jetzt?

 

Was hat dich an der Möglichkeit der Entsendung gereizt?

Die Aufgabe selbst schien spannend zu sein, aber am meisten reizte mich, aus erster Hand und von innen heraus zu erleben, wie die Muttergesellschaft funktioniert. Außerdem wollte ich mich in einem völlig neuen Umfeld ausprobieren und sehen, wie ich mit einem größeren Wechsel zurechtkomme. Meine Erfahrung ist, dass es von außen betrachtet ganz anders wirkt, als die täglichen Abläufe als Teil des Teams von innen zu erleben. 

 

Was sind die wichtigsten Unterschiede zwischen der dortigen und der hiesigen Unternehmenskultur?

Die Art und Weise, wie wir mit den Kollegen aus Ingolstadt aus Győr zusammenarbeiten, hat sich in den letzten 25 Jahren stark verändert. Früher war zum Beispiel das Duzen noch nicht üblich. Wenn man direkt mit ihnen arbeitet, sind sie viel geduldiger und toleranter, als man es von außen vermuten würde. Sie sind sehr tolerant und absolut aufgeschlossen. In meinem Fall prägt die kulturelle Vielfalt den Arbeitsalltag noch stärker, da ich mit Kolleginnen und Kollegen unterschiedlicher Nationalitäten zusammenarbeite. Außerdem sehe ich nicht nur die Unterschiede zwischen der deutschen und der ungarischen Kultur, sondern auch die Unterschiede zwischen den deutschen Kulturen. Ein Bayer ist ganz anders als jemand aus Norddeutschland, sowohl in der Mentalität als auch im Stil. Fest steht: Die Bayern sind ausgesprochen herzlich. Es stimmt, dass die Bayern sehr freundlich sind. In den drei Jahren, die ich hier verbracht habe, ist mir auch klar geworden, das wir alles, was wir zu Hause für selbstverständlich halten, besser schätzen müssen und dass wir auf die ungarischen Eigenartigkeiten viel stolzer sein können.

 

Wie ist dein Verhältnis zu deinen dortigen Kollegen?

Ich arbeite in einem super Team, in dem die Zusammenarbeit hervorragend funktioniert und meine Kollegen sehr unterstützend sind. Wie ich schon erwähnt habe, ist unser Team wirklich „multikulti“, denn ich habe italienische, spanische und mexikanische Kollegen. Was uns alle verbindet, ist die Offenheit und eine sehr angenehme, herzliche Art im Umgang miteinander.

 

Was sind derzeit deine täglichen Aufgaben?

Im Bereich IT-Security arbeiten etwa sechzig Personen, und ich bin Teil des zentralen Teams, des sogenannten Steuerungsteams. Hier unterstütze ich die Vorbereitung der Organisation, die sich derzeit auf die Zertifizierung nach ISO 27001 vorbereitet, bei den täglichen Aufgaben des oben genannten Prozess- und Qualitätsmanagements und helfe dabei, die damit verbundenen Erwartungen zu erfüllen. Aktuell läuft zudem die Einführung des neuen ARIS-Systems, bei der ich als Prozessberaterin und Fachbereichskoordinatorin für die Migration der Prozesse in das neue System nach einer völlig neuen Methodik verantwortlich bin. In meinen Aufgaben im Portfoliomanagement wurde die begonnene Transformation bestimmend. Die Planung des Portfolios und die operative Umsetzung der Ziele im täglichen Geschäft wurden in der Organisation auf neue Grundlagen gestellt. Parallel dazu nehme ich auch an der agilen Transformation der gesamten IT-Organisation teil, was für mich eine völlig neue Erfahrung ist.

 

Welche persönlichen und fachlichen Eigenschaften sind deiner Meinung nach unerlässlich, um bei einer Entsendung erfolgreich zu sein? Was rätst du denen, die sich auf eine Entsendung vorbereiten?

Offenheit, Geduld, Flexibilität und Ausdauer sind unerlässlich. Eine Entsendung bedeutet, dass man seine gewohnte Umgebung, seine Komfortzone verlässt und sich in praktisch allen Lebensbereichen an Neues anpassen muss. Man muss neues Wissen aufnehmen und neue Routinen entwickeln. Dabei wird man unweigerlich dazu gezwungen, und so wird das zum natürlichen Teil des Alltags. Aus fachlicher Sicht ist ein Wechsel innerhalb des Konzerns meiner Meinung nach nicht besonders schwierig.

 

Bist du allein oder mit deiner Familie ins Ausland gegangen?

Ich bin allein nach Ingolstadt gezogen. Mein Partner, der ebenfalls bei Audi Hungaria arbeitet, ist zu Hause geblieben, hat mich aber voll und ganz unterstützt, die Arbeit in Ingolstadt anzunehmen. Natürlich bedeutet das, dass ich viel pendle.

 

Wie verbringst du deine Freizeit? Was hast du in der Umgebung bisher gesehen, wohin bist du gewandert? Was war das Schönste, Beeindruckendste oder Unvergesslichste bisher? Was möchtest du unbedingt noch sehen?

Durch die regelmäßigen Heimreisen habe ich nicht mehr Freizeit als früher, aber ich versuche, diese auch sinnvoll zu nutzen, vor allem mit der Erkundung der näheren deutschen Regionen. Bayern ist wunderschön, selbst die kleinen Dörfer haben ihren eigenen Charme. Mit dem Fahrrad entdeckt man viele sehenswerte Orte, darunter sogar eine Forellenzucht mit Restaurant. Ingolstadt hat sich für mich als viel interessanter erwiesen, als ich vorher gedacht hätte. Die Stadt hat eine besonders reiche Geschichte, zum Beispiel die Verbindung zu den Illuminaten, Erinnerungen an die Frankenstein-Geschichte und den berühmten Ort der Entstehung des Reinheitsgebots. In der Nähe sind Weltenburg und Kehlheim sehr schön, wo die steilen Felsen der Donauenge, die malerischen Wälder und die Flusswindungen eine ganz besondere, einzigartige Atmosphäre für das Bootfahren schaffen. Außerdem befindet sich in dieser Gegend der Falkenhof Schloss Rosenburg, eines der schönsten Falknereizentren Bayerns, wo man die beeindruckenden Vorführungen der Greifvögel aus nächster Nähe erleben kann. Letztes Jahr war das Ziel unseres Urlaubs die Erkundung des Schwarzwalds, und wir besuchten die Quelle der Donau. Genauer gesagt, die Quellen, denn es gibt zwei, und bis heute wird darüber diskutiert, welche die echte ist. Auf unseren Wanderungen kamen wir auch in Straßburg vorbei, und wir waren auch in Süddeutschland, in Garmisch-Partenkirchen, wo uns herrliche Alpenlandschaften erwarteten. In meiner Freizeit lese ich gerne Nordsee-Krimis, schon allein wegen des Sprachenlernens.

Wie lange ist deine Entsendung geplant?

Ursprünglich war mein Vertrag auf 2 Jahre befristet, wurde aber um weitere zwei Jahre verlängert. Nach aktuellem Stand werde ich also bis Ende Juli 2026 in Ingolstadt tätig sein.

 

Was vermisst du am meisten von zu Hause?

 Ganz klar meine Familie.

 

Wie oft besuchst du die Heimat?

Im Durchschnitt reise ich alle zwei Wochen nach Győr.

 

Kannst du dir vorstellen, nach Ablauf der Entsendung weiterhin im Ausland zu leben?

Im Moment sehne ich mich eher nach Hause. Es wäre schön, mehr Zeit zu Hause zu verbringen. Ganz eindeutig lässt sich die Frage aber nicht beantworten, denn man weiß nie, was das Leben noch bringt.

 

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