2025. 11. 25.
Es gibt Menschen, die nach Fehlern suchen und es gibt Menschen, die aus Fehlern eine Karriere aufbauen. János Léber testet nicht nur Autos, sondern auch sich selbst: Mit Entscheidungen außerhalb seiner Komfortzone, neuen Herausforderungen und kontinuierlicher Weiterentwicklung. Von der Informatik zur Automobilindustrie, vom Testfahrer zum Ingenieur – seine Geschichte beweist, dass Leidenschaft, Offenheit und Weitblick einen nicht nur zu einem guten Fachmann, sondern auch zu einem Vorbild machen können.
Wie und wann begann deine Karriere bei Audi?
Ich habe mehr als anderthalb Jahrzehnte in der Informatik verbracht, bevor ich 2013 einen alten Traum verwirklicht habe. Ich wurde Mitarbeiter bei Audi Hungaria, offiziell als Mitarbeiter in Qualitätssicherung, umgangssprachlich als Testfahrer, der acht Stunden am Tag fährt und mit scharfem Blick und feinem Gehör die vom Band laufenden Autos beobachtet. Damals begann der Produktionsanlauf des A3, sodass ich nach nur einer Woche Einarbeitung bereits alleine die Autos meiner Träume fahren durfte. Nicht nur deshalb war der Anfang unvergesslich, sondern auch, weil wir gerade mit der Familie auf dem Weg in Urlaub nach Frankfurt waren, als mein Telefon klingelte und mir mitgeteilt wurde, dass ich in zwei Tagen zu einem Vorstellungsgespräch bei Audi erwartet werde. Wir kehrten sofort um – vielleicht zeigt das auch, wie ernst ich diese Möglichkeit genommen habe.
Diese Reise war also verloren gegangen, aber soviel ich weiß, hat dich Audi auch in dieser Hinsicht „entschädigt“.Genau. Ich war mehrmals auf Entsendungen, hauptsächlich in Deutschland. Zweimal durfte ich auch nach Kanada reisen. Ich verbrachte einen Monat in Halifax, wo ich eine Motorentauschaktion für 140 Fahrzeuge koordinierte. Während unserer Entsendung in Toronto haben wir die Einführung des in Mexiko hergestellten Audi Q5 auf dem nordamerikanischen Markt unterstützt. Diese Entsendungen fanden statt, nachdem mir 2014 die Position Teamkoordinator der damals gestarteten dritten Schicht angeboten wurde. „Nach mehreren Trainings für Persönlichkeitsentwicklung habe ich meine Komfortzone verlassen und das Angebot angenommen – mir wurde immer klarer, dass diese Aufgabe wirklich zu mir passen würde.“
Auch wenn diese Führungsaufgabe logischerweise mit weniger Autofahren verbunden war?
Nachdem ich fast zwei Jahre lang acht Stunden am Tag Auto gefahren war, empfand ich es nicht mehr als Tragödie, dass diese Tätigkeit durch Kontaktpflege und Besprechungen, die mit meiner Arbeit als Teamkoordinator verbunden waren, ersetzt wurde. Aber bis heute setze ich mich gerne ins Auto, wenn es nötig ist. Dabei habe ich 2018 die vom Unternehmen angebotene Möglichkeit genutzt und in eine Ingenieursposition aufgestiegen. Anfangs habe ich meine neuen, vielfältigen Aufgaben vor allem durch die Kombination meiner Erfahrungen als Testfahrer und meiner vorherigen IT-Erfahrungen wahrgenommen. Ich musste den Partnerbereichen die neuen Ergebnisse aus den Probefahrten liefern, wir mussten die gesamten Regeln für die Prüfungen und die Nutzung des Prüfgeländes sowie das Schulungsmaterial für die neuen Testfahrer ausarbeiten und ich musste den Anlauf der neuen Modelle durch die Abstimmung der Probefahrten innerhalb und außerhalb des Werksgeländes koordinieren. Es war ein unvergessliches Erlebnis, als wir das neue Q3-Modell unter strengster Geheimhaltung auf das Prüfgelände bringen durften. Natürlich unter einer Plane und unter strenger Bewachung im Schutz der Nacht.
Kannst du aus deiner Arbeit Projekte hervorheben, die dir besonders am Herzen liegen?
Steht zwar nicht in Verbindung mit meinem Namen, aber ich durfte an einem Projekt mitwirken, das aufgrund seiner Größe und Bedeutung die Bezeichnung „groß“ verdient. Mehrere Standorte beobachteten mit Bewunderung die Idee, die auch zu einer Optimierung der Probefahrten führte und auf die wir nach einer Anfrage der Mitarbeitenden aus der Analyse von Fahrzeugelektronik gekommen sind. Sie haben uns mitgeteilt, dass sie für uns ein Gerät entwickeln würden, das während der Probefahrt verschiedene Daten und Parameter des geprüften Autos aufzeichnet. Auf dieser Grundlage haben wir eine Lösung entwickelt, mit der wir die Fehlerspeicher vor und nach der Probefahrt mit einem selbst entwickelten Gerät auslesen können, das zur drahtlosen Datenübertragung fähig ist. Am stolzesten bin ich jedoch auf den effizienten und idealen Prüfprozess, den wir mit dem Team über Jahre hinweg entwickelt haben. Es ist uns gelungen, die Prüfungen so weit an die Fertigung angepasst zu optimieren und zu standardisieren, dass das Werk in Győr im Bereich der Probefahrten zum Benchmark, also zum Referenzwert innerhalb von Audi, geworden ist. Anschließend wurde ich gebeten, die Prüfnorm für die Probefahrt des in Neckarsulm gefertigten Audi A6 zu überprüfen, die auf der Grundlage meiner Vorschläge optimiert wurde. Ich bin sehr stolz darauf, dass der in Győr gefertigte Audi Q3 in der Umfrage der amerikanischen Firma JD Power, die als eine der weltweit renommiertesten Umfragen zur Zufriedenheit auf dem Automobilmarkt gilt, den ersten Platz in der Kategorie Kompakte Premium-SUVs erreicht hat.
Wer hätte gedacht, dass das Gebiet, mit dem du dich bzw. ihr euch beschäftigen müsst, so vielfältig ist...
Ich habe noch gar nicht erwähnt, dass für die künftige Errichtung eines neuen Prüfgeländes innerhalb des Konzerns und die damit verbundenen Prüfverfahren eine Norm geschaffen wurde, zu der wir ebenfalls durch unsere Erfahrungen beigetragen haben. Übrigens fahren wir alle bei uns gefertigten Autos und machen mit acht Prozent davon eine 22 Kilometer lange Probefahrt außerhalb des Werksgeländes. Wir prüfen das Fahrzeug aus Kundensicht, sowohl den Innenraum als auch die Fahreigenschaften. Wir fahren das Auto auch auf zwölf Rüttelstrecken mit unterschiedlichen Oberflächen und achten dabei auf Geräusche. Die meisten Autos rollen fehlerfrei vom Band, nur wissen wir im Voraus noch nicht, welche das sind. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz haben wir ein Projekt gestartet: Vielleicht finden KI und maschinelles Lernen anhand der uns zur Verfügung stehenden Datenmengen Zusammenhänge, mit denen wir die Prüfungen weiter optimieren können. Derzeit prüfen wir alle Modelle während der Probefahrt auf die gleiche Weise. Im Rahmen eines weiteren neu gestarteten Projekts visualisieren wir die Daten, die über das Fahrzeug während der Probefahrt außerhalb des Werksgeländes gesammelt werden. Dabei werden Hunderte von Werten pro Sekunde gespeichert, die wir später in grafischer Form darstellen können.
Hast du einen Favoriten unter den von dir gefahrenen Automodellen?
Als es nur den Audi A3 gab, war der RS3 mein Favorit, denn das Wichtigste war, dass er einen Benzinmotor und eine hohe Leistung hatte. Dann wurde der RS Q3 wegen seines hohen Komforts und seiner Spritzigkeit zum Liebling aller. Der beste Audi, in dem ich je gesessen habe, ist der RS e-tron GT. Elementare Kraft in Stille gehüllt – und ein Design, das schon im Stand beeindruckt. Beim Beschleunigen gibt er dir einen Tritt von hinten, und du grinst nur dazu.
Worin siehst du die Schönheit deiner Arbeit?
Das Schöne an meiner Arbeit ist, dass kein Tag wie der andere ist. Es passiert immer etwas Neues – ein neuer Typ, eine neue Prüfung, ein neuer Fehler. Es klingt seltsam, aber gerade die Fehler sind es, die uns anfeuern. Wir haben oft Besucher und manchmal auch Fernsehteams, die bei uns für ihre Sendungen drehen. Es ist ein gutes Gefühl, zu zeigen, wie wir hinter den Kulissen arbeiten.
Was meinst du anhand deines persönlichen Beispiels, wie kann man ein guter Fachmann und Vorbild werden?
Die Grundlage für gute Arbeitsbeziehungen ist gegenseitiger Respekt und Zusammenarbeit. Ich behandle alle Kollegen_innen als Partner und lege den Schwerpunkt immer auf gemeinsame Lösungen und nicht auf Fehler oder persönliche Angriffe. Diese Haltung stärkt langfristig nicht nur die Arbeit, sondern auch das Team. Ich bemühe mich auch, keine E-Mails ungelesen zu lassen, und versuche, jedem sofort zu antworten oder die angeforderten Daten zu senden. „Ein breiter Horizont ist ebenfalls wichtig, denn obwohl man sich in einem Beruf tief in die Materie vertiefen kann, ist es doch so, als würde man die Welt nur mit einem Auge betrachten, wenn man dabei den Blick für andere Bereiche verliert.“ Und natürlich ist Motivation unerlässlich. In Schulungen sage ich immer scherzhaft, dass mich nur Geld motiviert, aber natürlich ist das Arbeitsumfeld und die Atmosphäre, in der ich arbeite, viel wichtiger. Ich mag dieses Milieu mit seiner Klarheit, seinen Regeln, seiner Struktur und seiner Transparenz. Audi Hungaria ist ein Arbeitsplatz, an dem man sich sowohl beruflich als auch in Bezug auf Selbsterkenntnis weiterentwickeln kann.
Kannst du aber von deiner Arbeit Abstand nehmen?
Natürlich, ich habe viele Hobbys. Ich habe immer noch und pflege mit Stolz mein erstes Auto, einen Opel Kadett GSI von 1989, und ich bastele gerne – ich habe eine Terrasse und eine Garage gebaut und den Hof gepflastert. Ich habe viel Spaß an Musik: Ich spiele Akkordeon, habe die Melodien aus Die fabelhafte Welt der Amélie gelernt und bin ein Fan von elektronischer Musik und Rammstein. Am liebsten höre ich diese Musik auf meinem selbstgebauten Audiosystem – denn ich mag es, wenn Musik nicht nur zu hören, sondern auch zu fühlen ist. In letzter Zeit ist 3D-Druck zu meiner neuen Leidenschaft geworden. Es ist ein gutes Gefühl, wenn aus einer Idee ein greifbares Objekt entsteht – sei es ein Autoteil, ein technisches Hilfsmittel oder gar ein Dekorationsgegenstand. Ich entwerfe auch eigene Designs, modelliere und entwickle oft meinen Drucker weiter, damit er immer präziser und effizienter wird. Dieses Hobby verbindet bei mir auf perfekte Weise Kreativität, technisches Interesse und Präzision – genau das, was ich auch an meiner Arbeit liebe. Ich habe die Weltraumreise von Tibor Kapu ständig verfolgt, er ist für mich eine inspirierende Persönlichkeit, denn was er erreicht hat, ist beeindruckend, und die Art und Weise, wie er darüber kommuniziert – seine Interviews und seine Einstellung – ist wirklich motivierend und vorbildlich. Früher interessierte ich mich auch sehr für die militärische Luftfahrt und besuchte bereits mit 14 Jahren eine Ausbildung für Segelflugpiloten in Pér. Dort gelang es mir aufgrund eines gesundheitlichen Hindernisses nicht, die Fluglizenz zu erwerben, aber vor fünf Jahren habe ich mich zu einer Operation entschlossen, was zeigt, dass ich meinen Traum vom Kampfpiloten nie aufgegeben habe. Schade, dass seitdem so viel Zeit vergangen ist.
Man kann Testfahrer, Kampfpilot oder sogar Astronaut werden, aber im Grunde geht es immer darum, Grenzen zu überschreiten. Und ich habe es geschafft, meinen Traum zu verwirklichen.
Schaut euch auch unser Video mit János an, klickt auf die Wiedergabetaste:
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