Von den sechs Ständen der NEXT LEVEL GALLERY gibt es noch einen weiteren zu entdecken. Nachdem wir die fünf strategischen Bereiche der Audi Hungaria kennengelernt haben, nähern wir uns jetzt einem Thema, das die heutigen und zukünftigen Aktivitäten des Unternehmens bestimmt.
Die Abkürzung ESG steht für Environment, Social und Governance und bietet einen Rahmen, anhand dessen die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen objektiv bewertet werden kann. Durch diese Parameter zeigt sich, wie umweltfreundlich, sozial engagiert sowie unternehmerisch gesteuert ein Unternehmen handelt und sich entwickeln wird.
Wir haben ein Interview mit Brenda Klein geführt. Sie leitet bei Audi Hungaria Accounting und Treasury und ist der Lead für den strategischen Bereich „ESG“.
Welche Rolle spielt ESG bei Audi Hungaria?
Brenda Klein: ESG ist für uns von strategischer Bedeutung. Kurz gesagt, es ist unser positiver Beitrag für die Welt und damit fest in unserer Next Level-Strategie verankert. Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Ziel, sondern eine Grundeinstellung, die unser Geschäft bestimmt. Wir nutzen die Energie von Europas größtem Aufdach-Solarpark auf dem Unternehmensgelände, wir sind der größte Nutzer von geothermischer Energie im Land und unser Alu-Closed-Loop-Verfahren macht es möglich, Aluminium in unserer Produktion zu recyceln. Wir zeigen unser soziales Engagement durch eine Reihe von Aktivitäten, bei denen unsere Mitarbeitenden ehrenamtlich ihre Zeit und ihr Fachwissen zur Verfügung stellen, um die sozialen und wirtschaftlichen Akteure in der Region pro bono zu unterstützen. Unsere Unternehmensführung stützt sich auf professionelle Compliance- und Risikomanagement-Aktivitäten sowie zertifizierte Unternehmensprozesse.
Warum ist das Thema ESG so wichtig für Audi Hungaria?
Neben den heutigen sichtbaren ESG-Erfolgen spielt die Glaubwürdigkeit der externen Kommunikation und Berichterstattung zu ESG eine wichtige Rolle und ist damit Schlüssel zum Erfolg . Zur Herstellung dieser Glaubwürdigkeit wird die Europäische Union die ESG-Berichterstattung für Unternehmen ab 2024 zur Pflicht machen und hat dazu die CSRD „Corporate Sustainability Reporting Directive“ verabschiedet. So müssen anhand von standardisierten Bewertungsvorgaben beispielsweise ESG-Daten wie der Anteil erneuerbarer Energien, Recyclingquoten, Anti-Korruptionsvorfälle, Diversity, Menschenrechtsprozesse bei Lieferanten und ähnliches kommuniziert werden. Zusätzlich sind die ESG-Daten durch einen externen unabhängigen Wirtschaftsprüfer zertifiziert werden. Um diesen hohen Anforderungen gerecht zu werden, brauchen wir verlässliche und qualitativ hochwertige ESG-Daten, die mit unseren Unternehmensprozessen verknüpft sind und konsequent gesteuert werden.
Ist dies der Grund, warum aktuell der Lead für ESG bei Ihnen im Accounting ist?
Ja genau. Bei Audi Hungaria ist die Accounting-Abteilung zuständig für externe Berichterstattungen, die von einem Wirtschaftsprüfer zertifiziert werden müssen. Bisher lag der Fokus der Wirtschaftsprüfung auf den Finanz-Daten. Entsprechend kümmert sich Accounting bisher um ein Finanz-Datenmodell. Ab 2024 kommen nun aber circa 1000 ESG-Daten aus der CSRD hinzu. Dies ist neu für den externen Wirtschaftsprüfer, unsere Accounting-Abteilung und alle Fachbereiche bei Audi Hungaria, die einzelne ESG-Themen operativ verantworten. Daher ist die Vorbereitung unseres Datenmanagements, unserer Prozesse und unserer ESG-Verantwortlichen aktuell eine der größten ESG-Initiativen intern. Es ist die Grundlage für ein erfolgreiches jährliches Audit und für eine stete ganzheitliche ESG-Steuerung.
Welche fachlichen Kompetenzen sind für die Erreichung unserer ESG-Ziele ausschlaggebend?
Um die die CSRD-Anforderungen erfüllen zu können, sind insbesondere spezialisierte Accounting-Kompetenzen notwendig. Darüber hinaus sind insbesondere Kompetenzen in den Bereichen ESG-Datenmanagement, Scope 1-2-3 Emissionen, Lieferketten-Sorgfaltspflichten, Sustainable Controlling und Ableitung von gezielten ESG-Strategien relevant. Neben dem systematischen, internen Aufbau dieser Kompetenzen haben wir mit unserem strategischen Partner, Herrn Professor Alexander Bassen, einen direkten Mitgestalter der CSRD in unserem ESG-Team. Zukünftig werden wir zusätzliche externe ESG-Ausbildungsprogramme nutzen.
Was sind neben den oben genannten Erfolgen die aktuellen ESG--Leuchtturm-Projekte im Unternehmen?
Um die eben skizzierten ESG-Kompetenzen aufzubauen haben wir als Partner der Széchenyi István Universität in Győr den ersten ESG-Masterstudiengang Ungarns aufgebaut. Mit dieser Initiative leisten wir einen signifikanten Beitrag im sozialen Bereich. Im Bereich der Unternehmensführung bauen wir zusammen mit dem Audi und Volkswagen Konzern ein multidimensionales ESG-Datenmodell in einer modernen IT-Architektur auf und sind damit ein praxisnaher Pilot im gesamten Konzern. Im Umweltbereich bauen wir unseren Solarpark weiter aus und planen auch den Einsatz von Direct Air Capture-Technologie, um Kohlendioxid direkt aus der Luft zu filtern und danach anderweitig weiterzunutzen oder nachhaltig unterirdisch zu speichern.
Wie kann ein so schwer fassbarer Bereich wie ESG ausgestellt werden? Welche spannenden Dinge haben Sie sich einfallen lassen?
Zum Thema Umwelt stellen wir das nachhaltige Energieökosystem und dessen Einfluss auf den CO2-Fußabdruck der Audi Hungaria vor. Beim Thema Soziales haben wir über den gemeinsamen ESG-Masterstudiengang mit der Universität Győr informiert und drittens haben wir für den Bereich Governance unser multidimensionales ESG-Datenmodell hier am Stand präsentiert. Ich denke, dass alle drei Exponate von den sehr interessierten Gästen und Mitarbeitenden sehr gut angenommen wurden.
