09/10/23

Wie passt so viel Lack auf einen Wagen? Wir waren in der Lackiererei

Im dritten Teil unserer Serie „Wie wird der Audi TT hergestellt?“ kommt die fertige Karosserie in der Lackiererei an, wo sie durch komplexe chemische Behandlungen versiegelt und konserviert wird bzw. ihre fantastische Farben erhält. Sie hat schon die Form eines Autos, aber sie ist noch kein Auto. Verfahrens-Ingenieur Dávid Rómeó Ganczler zeigt uns die spannenden Aufgaben eines Lackierers. 

Der Audi TT durchläuft den gleichen Lackierungsprozess wie die anderen Modelle aus Győr. Aber schauen wir uns das einmal genauer an. Die Rohkarosserie kommt also an, deren Entstehung hat Attila Schler bereits in unserem früheren Artikel beschrieben. Die Karosserien werden vorbehandelt und vom Fett befreit. Anschließend durchläuft sie eine kathodische Tauchlackierung (KTL) – das sollten wir uns gut merken, denn wir werden später darauf zurückkommen. KTL ist ein elektrostatischer Prozess, bei dem die Karosserie die negativ geladene Kathode und die Flüssigkeit selbst die positiv geladene Anode ist. Anschließend wird sie getrocknet, gefolgt von einer Versiegelungsphase (PVC genannt). Das Material wird von Robotern aufgetragen, es gibt aber auch manuelle Prozesse mit mehreren Nähten. Danach wird die Karosserie mit einer Füllerschicht, also einer Füllgrundierung, überzogen. Dafür werden vier Farben (schwarz, grau, rot, weiß) verwendet, um Unebenheiten auf der Oberfläche (~40 Mikrometer dick) auszugleichen. Danach wird die Karosserie erneut getrocknet, geschliffen und mit einer Basislackschicht versehen, deren Farbe vom Farbwunsch des Kunden für das jeweilige Auto abhängt. Dann folgt eine Zwischentrocknung, gefolgt von der farblosen Lackierung, die eigentlich als Oberflächenschutz dient und der Karosserie ein glänzendes Finish verleiht. – „Der oben erwähnte Prozess findet in Halle G60 statt, aber wir arbeiten auch in Halle G61, wo Karosserieelemente mit individuellen Farben (z. B. Stoßstangen, Rückspiegel) gefertigt werden. Wir müssen auch noch über die Hohlraumkonservierung (HRK) sprechen, bei der eine große Menge Wachs aufgetragen wird, aber das geschieht in Halle G80, also in der Montage. „In eine Karosserie kommen etwa 400 Liter Wachs und 1 Kilogramm bleibt drinnen, beim TT sind es 0,9 bis 1,0 Kilogramm“, sagt Dávid Rómeó Ganczler, der uns viele weitere Details verrät und auch einen Überblick über das gewährt, was wir sehen werden.

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Overalls anziehen!

Die aufregende Reise beginnt mit dem Anziehen, denn in der Lackiererei ist ein spezieller Overall die vorgeschriebene Arbeitskleidung. Wir ziehen uns dieses modisches Kleidungsstück an und gehen in der Lackiererei auf Entdeckungstour.

Man würde gar nicht denken, dass das Lackieren, dieser gewisse metallische Glanz, nach dem sich alle Ungarn einst sehnten, nur eine dünne Farbschicht ist. 13 Kilo Dichtmasse (GAD, FAD, UBS, SDM – so lauten die Abkürzungen) werden in Form von verschiedenen Nähten auf das Auto aufgetragen. Auf einer Rohkarosserie befinden sich insgesamt etwa 23 Kilo Lack und Dichtmasse. Dabei entspricht die Dicke der Lackschicht selbst in etwa der Dicke eines menschlichen Haares.

In der Lackiererei wird auf zwei Hauptetagen gearbeitet: auf Null Meter und auf neun Meter. Im Erdgeschoss ist die Lufttemperatur niedriger, weil sich die Trockner im Obergeschoss befinden, die die Umgebung richtig aufheizen, so dass von Frieren keine Rede sein kann.

Bei der Vorbereitung wird die Karosserie in 12 Zonen in kleineren Wannen – dieser Abschnitt sieht so wie eine Waschstraße aus – von Schleifstaub, Fett und Schmutz befreit, danach folgt eine Phosphatierung, die als Korrosionsschutz für Oberflächenschäden dient, und anschließend die bereits erwähnte KTL-Beschichtung. Hier handelt es sich ebenfalls um eine Tauchwanne, allerdings eine riesige, 440 Kubikmeter große, in die ständig neue aufgefrischte Flüssigkeit gefüllt wird. Es wird nicht empfohlen, darin zu baden, auch wenn meine Gedanken bei der Betriebsbesichtigung abschweifen und ich mich in meiner Fantasie plötzlich an einem kühlen Meeresufer befinde.

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Rómeó erzählt uns, dass in der Lackiererei fast 500 Mitarbeitende beschäftigt sind, derzeit in drei Schichten von Montag bis Freitag. Das Werk betreibt auch eine Reihe von Maschinen, Robotern und Anlagen, so dass die Wartungsmitarbeitenden und Anlagenbediener_innen ständig im Einsatz sind, um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten.

Der TT in der Wanne

Wir sehen zwar nicht die volle Drehung, aber wir vergewissern uns schon, dass die Karosserie in der KTL-Wanne auch eine volle Umdrehung absolviert. Die Stromstärke und die Temperatur werden kontinuierlich geregelt. Während des Trocknungsprozesses vernetzt sich die aufgetragene Hartschicht, was für den Korrosionsschutz wichtig ist, zum Beispiel um die Karosserie vor scheinbar harmlosen Steinschlägen zu schützen, die später Rost verursachen. Dieser Schutz wird durch die UBS-Nähte noch weiter verstärkt.

In den ersten Minuten sehen wir nicht viele TTs in der Lackiererei, laut Rómeó Ganczler ist die Chance dafür auch ziemlich gering, aber dann, hoppla, plantscht plötzlich einer vor uns in der Wanne. Der Tauchlack blubbert gewaltig – zur Begrüßung – als der Wagen darin völlig untertaucht. Die Karosserie sollte nur für eine gewisse Zeit (8-10 Minuten) in der KTL-Wanne verbleiben, nicht mehr und nicht weniger. Nach Aussage des Ingenieurs – glauben wir ihm, er ist schließlich Ingenieur – wird durch KTL eine Fläche von 90-100 Quadratmetern abgedeckt, wenn man eine Karosserie auslegt. Es wird weniger Lack benötigt, er muss die Karosserie nicht vollständig bedecken, sondern nur dort, wo er sichtbar ist.

Nach der Badeszene kommt die Karosserie in die Abtropf- und Reinigungszonen (insgesamt fünf) und dann in den 180-Grad-Trockner. Hier verbringt sie 40 Minuten, in denen sie auf etwa 140 Grad erhitzt wird. Wie ich schon sagte, wird hier niemand frieren. 

Der gesamte Lackiervorgang dauert acht Stunden. Das ist genau eine Arbeitsschicht. Die meiste Zeit wird mit dem Trocknen verbracht, wobei die Vorbereitung und die KTL insgesamt eineinhalb Stunden in Anspruch nehmen.

Nach dem Aushärten des Lacks werden die Befestigungen und Abstandshalter, die die Karosserie vor der KTL erhalten hat, entfernt, die Abstandshalter für die nachfolgenden Lackiervorgänge ummontiert und die Dichtungsstopfen angebracht, damit sie beim nächsten Trocknungsvorgang an der richtigen Stelle eingeschmolzen werden. Stahl und Aluminium haben unterschiedliche Oberflächen – wir sehen hier verschiedene Ockertöne. In der Lackiererei wird auch manuell gearbeitet – die Beseitigung von Leimverschmutzungen oder bestimmten Oberflächenfehlern erfordert hauptsächlich manuelles Schleifen, aber manchmal werden auch Schleifmaschinen eingesetzt. Die Oberfläche wird entstaubt und ggf. neu gespritzt.

Genau getaktetes Nähen

In der Zwischenzeit ist ein Wechsel an der Produktionslinie zu beobachten: Die Karosserien gelangen von den Fördersystemen auf dem Hallenboden (SKID) zu den Gehängen. Als Nächstes setzen die Mitarbeitenden Gummistöpsel in das Chassis ein, was für den Unterbodenschutz wichtig ist, und bereiten die Karosserie für die PVC-Versiegelung vor. Es wird ein flüssiges Dichtungsmittel verwendet, von dem es drei verschiedene Typen gibt (die sich in Dicke und Verwendung unterscheiden), welche von drei Robotern in der ersten Zelle aufgetragen werden. An der PVC-Linie arbeiten insgesamt 24 Roboter, von denen die letzten drei die Türen öffnen. Die Nähte werden mit unterschiedlich großen Düsen in Taktzeit aufgebracht.

In einer anderen Zelle arbeiten vier Roboter, die mit Hilfe von Lichtblitzen überprüfen, ob alles an der richtigen Stelle ist, und die anhand der Programmnummer wissen, wo sie wann hinmüssen. In einem nächsten Schritt wird eine breite Naht aufgetragen (UBS), die jedoch viel dünner ist als die vorherige. Dies ist nur eine Schutzschicht und stellt keine Versiegelung dar, außerdem wird sie hauptsächlich in Radlaufbögen und am Fahrgestell verwendet. Sie wird nicht geschmiert, sondern ebenfalls gesprüht. Der Roboter kann jedoch nicht alles machen, und beim UBS-Schmierschritt verwenden die Kolleg_innen Pinsel, um Stellen zu schmieren, die der Roboter nicht erreichen kann.

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Jetzt kommen wir am Fahrsteig an, wo die Mitarbeitenden das überschüssige Abdichtungsmaterial entfernen und es auch ästhetisch verarbeiten. „Der TT ist für uns ein kritisches Modell, das eine höhere Arbeitsbelastung für die Kolleg_innen mit sich bringt, weil viel mehr in mühsamer Kleinarbeit zu erledigen ist. Im Durchschnitt dauert sie eine halbe Minute länger. Wenn man immer nur TTs produzieren würde, wäre das ein Problem. Es gibt so viele winzige Ecken und Kanten, die zu streichen sind“, sagt Rómeó lachend.

Als Nächstes kommt die spritzbare Dämpfungsmasse (SDM). Wenn jemand schon einmal ein Auto von innen nach außen gekehrt gesehen hat, das sind diese dunkelgrauen Nähte. Sie verfügt über eine Akustik-, Geräusch- und Vibrationsdämpfungsfunktion. 2,5 Kilo davon entfallen auf die Karosserie, die Innenteile und die Unterseite des Armaturenbretts. Ich habe noch nicht erwähnt, dass es natürlich an jeder Station eine Qualitätskontrolle gibt, und wenn zufällig etwas repariert werden muss, gibt es dafür eine Arbeitsstation.

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Am Ende der Versiegelungslinie geht die Karosserie von null Meter auf neun Meter zurück, wo ein Ionisationsportal sie entstaubt. Dann fährt ein Roboter an einer anderen Station mit einer Schwertbürste darüber und wischt sie ab. Danach kommt der Audi TT in den Füllerbereich, wo die Roboter eine 35 Mikrometer dicke Schicht aufsprühen, gefolgt von einer 15 Mikrometer dicken Basislackschicht und schließlich einer 40 Mikrometer dicken farblosen Schicht. Nach dem Auftragen der Füllerschicht haben wir eine scheinbar fertige, polierte Karosserie, die aber noch lange nicht fertig ist. Sie ist lediglich entstaubt und die Füllgrundierung wurde aufgetragen. Wie bereits erwähnt, können vier verschiedene Grundierungsfarben aufgetragen werden. In dieser Abteilung arbeiten 14 Roboter, von denen 8 Türen öffnen. Zuerst erhalten die inneren Teile, dann die äußeren Teile den Versiegelungslack. Insgesamt werden zwei Kilogramm Grundierung auf eine Karosserie aufgetragen. Danach wird der TT erneut bei 150-180 Grad getrocknet, geschliffen, gereinigt und schließlich mit einem Farblack versehen. Er wandert weiter in die Zwischentrocknung, wird aber nur so weit getrocknet, dass der farblose Lack haften kann. Am Ende dieses Prozesses steht das Finish, wo auch wir mittlerweile angekommen sind. Hier ist das Schleifen und Polieren die letzte Phase. Interessanterweise verfügt die Schleifscheibe bei der KTL über eine Körnung von P400, während sie beim Füller eine von P6-800 und beim Finish eine von P3000-P5000 hat.

Die fertigen, polierten Karosserien kommen auf zwei Endabnahmelinien an. Das Licht wird in den beiden Lichttunneln so gebrochen, dass das geübte Auge der Fachleute alle eventuellen Fehler erkennen kann. In diesem Fall kommt es zur Nacharbeit, bei der unsere Kolleg_innen die Oberfläche solange polieren und schleifen, bis alles perfekt ist. Ich kann meine Augen nicht von einem Mitarbeitenden lassen, der hingebungsvoll ein Audi TT Coupé in Pythongelb streichelt. Der intime Moment findet bald ein Ende: die gelbe Schönheit (wenn sie doch nur mir gehören könnte, träume ich vor mich hin) gelangt sofort in die Montage, aber bevor die Hauptdarsteller des vierten Abschnitts das Auto in die Hände bekommen, erhält sie den bereits erwähnten Hohlraumschutz von unten in der HRK.

„So viele TTs an einem Tag sehen wir selten, ich denke, das ist zu Ehren eures Besuchs, dass wir jetzt so viele haben“, sagt Rómeó, während er bereits in der Tür seines Büros steht. Und wir ziehen unsere Overalls aus, aber ich frage gleich nach, ob ich ihn behalten darf: ich werde ihn gut gebrauchen können, wenn wir die Wohnung streichen... 

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